Gedenkstättenfahrt 2019

Ein schmaler Grat zwischen Rettung und Risiko

Besuch der Emaillewaren-Fabrik Oskar Schindlers

Krakau gehörte zu den Städten während des 2. Weltkrieges, die von den Deutschen besonders gemocht wurden. Gleich nach der Besetzung der Stadt machten sie sich deshalb eifrig daran alles Polnische zu verdrängen: Straßen, Plätze und Burgen trugen fortan nur noch deutsche Namen. Erinnerungen an die polnische Kultur sollten nicht mehr existieren.

Ein Teil der in Krakau lebenden Juden wurde gleich zu Beginn umgesiedelt, wieder andere später in ein vergleichsweise „kleines“ Ghetto am Stadtrand gebracht.

Dort in der Nähe existierte auch die Emaillewaren-Fabrik von Oskar Schindler, der erst in den 1990er-Jahren durch den jüdischen Regisseur Steven Spielberg und dessen Film Schindlers Liste richtig bekannt wurde.

Wir haben heute seine ehemalige Fabrik besucht und uns mit seiner Geschichte beschäftigt. Als Mitglied der NSDAP war Schindler nicht immer nur ein Beschützer der Juden, sondern profitierte wirtschaftlich von den günstigen Arbeitskräften. Als ihm allerdings klar wurde, in welche Richtung sich das Interesse der Deutschen verlagerte, versuchte er möglichst viele, insgesamt etwa 1.200 Juden vor dem Tod zu bewahren. Durch seine guten Kontakte zu den Deutschen weit über Krakau hinaus, wurde es ihm möglich (natürlich ohne das Wissen der Deutschen) die Menschen in der Fabrik nicht nur mit vorgetäuschten Qualifikationen zu beschäftigen und dort gut zu versorgen, sondern er erreichte es auch, dass die Fabrik als „kriegswichtig“ eingestuft wurde, ohne wirklich nennenswert funktionsfähige Dinge dafür zu produzieren.

Bei der Auflösung und Deportation des Ghettos machte Schindler es möglich, dass seine Arbeitskräfte in eine neue Fabrik, im heutigen Tschechien umgesiedelt wurden und damit überlebten. Dabei verlor er sein ganzes Geld, da er jeden Arbeiter freikaufte.

Es ist hoch interessant diese „Vielschichtigkeit“ seiner Persönlichkeit zu erleben, auf der einen Seite pflegte er auch gesellige Kontakte zu wirklichen Monstern (wie dem verantwortlichen Leiter des Ghettos Amon Göth), andererseits ermöglichte dies letztendlich erst sein beeindruckendes Engagement.

Schindler ist relativ einsam in Hildesheim gestorben, in Israel begraben und erst weit nach seinem Tod derart berühmt geworden.